Inhalt
- Demokratie und Kompromiss – Das Politische in Gruppen, Gremien und Teams
- Interview mit Prof. Matthias Freise zur Relevanz der Thematik des Politischen in Gruppen für Nonprofit-Organisationen
- Statement Prof. Dr. Benedikt Sturzenhecker
- Anmeldung zur Tagung
- Masterstudiengang Nonprofit-Management and Governance

Demokratie und Kompromiss - Das Politische in Gruppen, Gremien und Teams
Dipl.-Psych. Gisela Clausen, Tagungsvorbereitung, Organisationsberaterin, Wissenschaftliche Leitung und Dozentin im Studiengang Nonprofit-Management and Governance.
Politischer Entscheidungsdruck herrscht nicht nur im Parlament, sondern überall da, wo Menschen zusammen etwas erreichen wollen oder müssen: in Gremien, Teams und Projektgruppen. Demokratie ist eine Lebensform. Darauf hat schon John Dewey vor gut einem Jahrhundert hingewiesen. Deswegen lohnt sich ein neuer Blick auf den Kompromiss als die etablierte, aber wenig beforschte Konfliktlösungsstrategie.
Mit der Tagung „Demokratie und Kompromiss – das Politische in Gruppen, Gremien und Teams“ spannen wir einen großen Bogen von der politischen Theorie über die Wirkung demokratischer Innovationen bis hin zur alltäglichen Praxis der Zusammenarbeit in Gruppen, Gremien und Teams.
Nonprofit-Organisationen als Sozialisationsagenten der Demokratie
Positive Erfahrungen mit Mitbestimmung von Mitarbeiter:innen im Betrieb verringern die Zustimmung zu rechtsextremen Aussagen deutlich und stärken umgekehrt demokratische Einstellungen. Das zeigte eine kürzlich erschienene Studie des Else-Fränkel-Brunswik-Instituts für Demokratieforschung der Universität Leipzig.
Im Führungsalltag stellen sich manche Fragen immer wieder: Wann ist hierarchische Entscheidungskompetenz nötig oder wann ist Selbstorganisation von Teams und Gremien zielführender? Kommen dadurch vielleicht passendere Entscheidungen zustande? Wie im politischen Alltag ist es auch im Führungsalltag fraglich, wie viel Zeit und Geduld Führungskräfte investieren wollen oder können, um Kolleg:innen und Mitarbeiter:innen an der Diskussion von Grundsatzfragen der Organisationsgestaltung zu beteiligen. Gerade die Fragen der Organisationsgestaltung bieten aber die Chance, dass Vorstände, Führungskräfte und Mitarbeiter:innen über die Widersprüche ins Gespräch zu kommen, die in jede Form der Kooperation und des Zusammenlebens eingebaut sind. Von einem gemeinsamen Verständnis für die größeren Zusammenhänge profitieren Organisationen ebenso, wie die Gesellschaft.
Jede Organisation ist voller Spannungsfelder
Jede Organisation birgt in sich Spannungsfelder und Widersprüche, die regelmäßig zu Konflikten führen, selbst wenn die beteiligten Personen das nicht wollen. Klassisches Beispiel ist das Spannungsfeld zwischen Haupt- und Ehrenamt. Damit beide ihre besonderen Fähigkeiten zum Wohle einer Organisation ausspielen können, ist kontinuierliche Kooperation unabdingbar. Aber das ist nicht so leicht, denn beide Bereiche arbeiten unter ganz verschiedenen Rahmenbedingungen. Da wird die Zusammenarbeit zu einem ganz besonderen Balanceakt.
Wie kann es trotz der unterschiedlichen Rahmenbedingungen, die zwischen Haupt- und Ehrenamt herrschen, zu produktiver Zusammenarbeit kommen? Das ist eine Frage, die nicht ein für alle Mal beantwortet werden kann, denn sie hängt nicht allein vom guten Willen der beteiligten Personen ab sondern auch von den politischen Entwicklungen im Umfeld. Wenn es zwischen den Bereichen knirscht, sind kollektive Meinungsbildungsprozesse eine wichtige Voraussetzung, um immer wieder neu zu tragfähigen Kompromissen für die Zusammenarbeit zu kommen.
Auch andere Spannungsfelder, die ebenso unweigerlich mit größeren Organisationen einhergehen und mit der Gesellschaft als Ganzes, lassen sich nicht abschaffen oder abschließen: Zum Beispiel das Spannungsfeld zwischen den Generationen oder das zwischen persönlicher Freiheit und demokratischem Zusammenleben oder das Verhältnis zwischen Oben und Unten oder zwischen Tradition und Innovation. Immer ist es nötig trotz großer Pluralität der Meinungen zu einem Einvernehmen miteinander zu kommen.
Die Tagung „Demokratie und Kompromiss – Das Politische in Gruppen, Gremien und Teams“ bietet Raum, sich über Grundsatzfragen unserer Lebens- und Arbeitsformen zu machen. Sie beschäftigt sich mit Fragen wie z.B.:
- Was kennzeichnet einen guten Kompromiss genau?
- Was genau ist die ganz alltägliche Politik, die jede:r von uns unweigerlich verfolgt?
- Was macht Gruppen handlungsfähig? Welche Bedingungen sind dafür förderlich?
- Wie demokratisch geht es im Alltag von Nonprofit-Organisationen oder in Wirtschaftsbetrieben zu?
- Was passiert im politischen Debatten mit der Wirkmacht des Verborgenen und Ungesagten?
Gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Gruppendynamik und Organisationsdynamik (DGGO) und dem interdisziplinären Forschungsverbund „Kulturen des Kompromisses“ (Standort Universität Münster) lädt die Schader-Stiftung zu einer Tagung um die (Re)Politisierung von Kooperationsstrukturen in der Gesellschaft mit ihren Unternehmen, Verbänden, Vereinen ein.
Die Tagung findet am 19.-21. September 2024 in Darmstadt statt.
Die Anmeldung läuft über die Schader Stiftung: schader-stiftung.de
Interview mit Prof. Dr. Matthias Freise
Prof. Dr. Matthias Freise ist außerplanmäßiger Professor für Politikwissenschaft. Er ist in der Wissenschaftlichen Leitung und Dozent im berufsbegleitenden Masterstudiengang Nonprofit-Management and Governance an der Universität Münster.
Herr Freise, Sie haben die Tagung „Demokratie und Kompromiss – Das Politischem in Gruppen, Gremien und Teams“ mit vorbereitet. Was ist an dem Thema interessant für Nonprofit-Organisationen?
Nonprofit-Organisationen sind auf die Legitimierung ihrer Arbeit angewiesen. Nach außen und nach innen. Das heißt, die Stakeholder müssen zu dem Schluss kommen, dass es da demokratisch zugeht. Und auch die Mitarbeitenden müssen das Gefühl haben, dass die Art, wie Entscheidungen getroffen werden, akzeptabel und im weitesten Sinne demokratisch ist. Gerade auch für das Ehrenamt ist wichtig, dass Entscheidungen auf eine richtige Art zustande kommen. Es gibt auch Entscheidungen, bei denen nicht alle mitreden können. In manchen Situationen muss natürlich eine Führungskraft allein entscheiden. Trotzdem müssen alle mit der Art und Weise einverstanden sein, wie es zu einer Entscheidung gekommen ist. Man muss sich eben auf die Verfahren der Entscheidungsfindung einigen. Sonst zerstreiten sich die Vorstände und Führungskräfte grundsätzlich. Das bekommt einer Organisation auf Dauer sehr schlecht.
Ich finde es toll, dass wir in der Tagung Forschung und Praxis zusammenführen. Wir wollen mit der Tagung eine Gelegenheit schaffen, wo wirklich Praktiker:innen und Forscher:innen miteinander ins Gespräch kommen können. Das wird bei dieser Tagung besonders ausgeprägt sein: Forschung und Organisationsberatung.
Bei uns Forscher:innen bleibt die Zusammenarbeit mit Praktiker:innen häufig ein frommer Wunsch oder eine Forderung, die wir einfach nicht so gut erfüllen können. Für diese Tagung haben wir uns ja schon bei der Planung mit der Deutschen Gesellschaft für Gruppen- und Organisationsdynamik (DGGO) und mit der Schader Stiftung zusammengetan. So besteht eine echte Chance auf gegenseitige Inspiration!
Es freut mich auch besonders, dass der Kompromiss durch diese Tagung mehr Aufmerksamkeit bekommt: Was ist ein guter, tragfähiger Kompromiss? Das ist eine ganz zentrale demokratische Frage. Kompromisse sind auch in Nonprofit-Organisationen ein wichtiges Instrument, um eine Organisation zu führen.
Die Tagung wird meiner Ansicht nach dazu beitragen, dass die Teilnehmenden besser in Kompromissen denken können. Für Führungskräfte und Gremien geht es doch darum, eine Kultur der Kompromissbereitschaft in ihren Organisationen zu schaffen. Nicht jede:r ist gut darin, Kompromisse herbeiführen zu können.
Zu diesen Themen wird es Vorträge geben, Arbeitsgruppen und eine kleine Simulation. Am Ende bietet Bundesministerin a.D. Brigitte Zypries dann noch einen Blick hinter die Kulissen der politischen Kompromissarbeit.
Die Fragen stellte Gisela Clausen.


Statement Prof. Dr. (i.R.) Benedikt Sturzenhecker, Erwachsenenbildung:
Warum glauben Sie, dass die Tagung „Demokratie und Kompromiss – Das Politische in Gruppen, Gremien und Teams“ für Nonprofit-Organisationen interessant ist?
Demokratie wird ja mit den Themen der Tagung ins alltägliche Leben geholt. Nonprofit-Organisationen mit ihrem demokratischen Grundverständnis müssen sich doch immer wieder die Frage stellen, wie debattieren wir die Grundsatzfragen unserer Organisation? Wie gehen wir mit unseren Konflikten um? Und wie kommen wir mit unseren Leuten zu tragfähigen Kompromissen? Um sich darüber mal in Ruhe Gedanken machen zu können, dafür ist doch diese Tagung genau richtig!
TAGUNG: Demokratie und Kompromiss - Das Politische in Gruppen, Gremien und Teams
Gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Gruppendynamik und Organisationsdynamik (DGGO) und dem interdisziplinären Forschungsverbund „Kulturen des Kompromisses“ lädt die Schader-Stiftung zu einer Tagung um die (Re-)Politisierung von Kooperationsstrukturen in der Gesellschaft mit ihren Unternehmen, Verbänden, Vereinen ein.
Termin
19.-21. September 2024
Teilnahmeentgelt
250,- €Bei Anmeldungen bis 12.08. 220,- €


Nonprofit Management and Governance M.A.
Für Führungskräfte und angehende Führungskräfte in Nonprofit-Organisationen bietet die Universität Münster den berufsbegleitenden Masterstudiengang Nonprofit-Management and Governance an. Neben politischen, rechtlichen und ökonomischen Grundlagen werden im Studiengang Managementtechniken für z.B. Personalmanagement, Freiwilligenmanagement, Öffentlichkeitsarbeit und Interessenvertretung gelehrt. Der Studiengang ist somit optimal auf den Berufsalltag der Teilnehmerinnen und Teilnehmer abgestimmt.
Termine
17.09.2024 | Bewerbungsfrist25.10.2024 | Studienstart