Dr. Simone Gurlit, Abschluss 2018

Als Medizinerin habe ich mich bewusst nicht für das vermeintlich naheliegende Studium der Medizinethik entschieden – ich war neben Professionalisierung einer im Klinikalltag oft abgefragten „moralischen Intuition“ gleichzeitig auf der Suche nach Horizonterweiterung und letztlich auch persönlichem Vergnügen. Beides habe ich im Studium der Angewandten Ethik gefunden.

Die Verknüpfung von Ethik, Ökonomie und Recht wurde von hochengagierten Lehrenden unter diversen Blickwinkeln an uns Studierende herangetragen. Für mich ganz persönlich nachhaltig beeindruckende Erfahrungen waren der lebendige Austausch mit dem geduldig-beratenden Betreuer meiner Masterarbeit und die kontroversen Inhalte einiger Vorlesungen, die ich zum Nachdenken mitgenommen und in mein persönliches Umfeld getragen habe (nebenbei bemerkt: Eine ganz konkrete Anregung wird von mir bis heute regelmäßig zitiert…).

Die Lernerfahrungen aus dem Studium erwiesen sich in der Folgezeit meiner beruflichen Entwicklungen als überraschend alltagstauglich. Anders als zu Studienbeginn absehbar, sind heute für mich eher Kompetenzen in politischer Ethik und Rechtsethik gefragt. Gewissermaßen nebenbei wurde im Rahmen der Veranstaltungen mein logisches Argumentieren und Abwägen bereits dahingehend geschärft, dass ich heute deutlich stringenter abweichende Interessen unterschiedlicher Akteure moderierend begleiten und gleichzeitig, wann immer von mir für nötig befunden, Konflikte präzisieren kann.

Auch wenn bei meiner Entscheidung für das Studium nicht intendiert, erweisen sich gerade diese Kompetenzen in meinem heutigen Berufsalltag als ausgesprochen vorteilhaft.

Gleichzeitig denke ich sehr gern an die Zeit der Hausarbeiten und der Masterarbeit zurück – sich mit Legitimation eines Studiums derart ausführlich mit selbst gewählten Themenschwerpunkten zu beschäftigen, war im eng getakteten Berufs- und Familienalltag ein echtes Privileg. Ganz abgesehen von den inspirierenden Kontakten unter den Kommilitonen unterschiedlichster beruflicher Sozialisation (so aus meiner Sicht übrigens nur in einem Studium mit Präsenzanteil möglich) und der stets engagierten organisatorischen Begleitung, die dieses Studium als echtes „berufsbegleitendes Studium“ (und in meinem Fall noch „familienbegleitendes Studium“) erst möglich macht.